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BVB vs. Schalke - der Taktik-Check: Gutes Schalke, schlechtes Schalke

Philipp Pelka

Update 28/10/2016 um 10:58 GMT+2 Uhr

Der FC Schalke 04 hat sich nach dem misslungenen Saisonstart in der Bundesliga zuletzt wieder gefangen. Vor dem Revierderby bei Borussia Dortmund (Samstag, 18:30 Uhr im Liveticker) analysiert Eurosport.de, wo die Königsblauen derzeit stehen.

Nabil Bentaleb (l.) nimmt bei Schalke-Trainer Markus Weinzierl eine Schlüsselrolle ein

Fotocredit: Eurosport

Standortbestimmung ist wohl das richtige Wort, um das Spiel der Schalker beim BVB angemessen zu beschreiben. Nach den schwachen Leistungen zu Saisonbeginn konnten zuletzt klare Verbesserungen und somit Punkte erzielt werden.

Der Schalker (Teufels)kreisel

In den vergangenen Jahren hatte Schalke eigentlich durchgängig das Problem, trotz großer Qualität im Kader über längere Zeiträume zu überzeugen. Das Offensivspiel lebte lange Zeit von Einzelaktionen (vergangene Saison beispielsweise die Dribblings eines Leroy Sané), starken Standards und dem Umschaltspiel.
Gegen den Ball wartete man meistens ab und übte nur selten Druck auf den Gegner aus. Die Mannschaftsteile standen zu weit auseinander, ein geordnetes und effektives Pressing war somit unmöglich. Dieser fehlende Druck führte wiederum zu kürzeren Ballbesitzphasen, die gegen geordnete Gegner oft ideenlos daherkamen.
Nach dem schlechten Saisonstart machte sich vielerorts die Meinung breit, Markus Weinzierl sei der nächste Schalker Trainer, der keinen Ausweg aus diesem Teufelskreis findet.

Dreierkette als Neuanfang?

Doch der ehemalige Trainer des FC Augsburg hat sich einige Maßnahmen überlegt, um den taktischen Trott bei den Königsblauen zu durchbrechen. Statt dem starren 4-2-3-1-System, das Schalke mit Ausnahme der Zeit unter Roberto di Matteo fast ausschließlich spielte, gibt es nun verschiedene Grundordnungen.
Da aktuell mit Naldo, Höwedes und Nastasic drei gute Innenverteidiger fit sind, baut Weinzierl immer häufiger auf Systeme mit Dreierkette. Diese kann aus dem Spiel heraus entstehen, wenn Höwedes als nomineller Rechtsverteidiger tief bleibt und der Linksverteidiger bis weit ins Mittelfeld oder gar in die Angriffslinie vorschiebt. Doch auch klassische Dreierketten mit zwei Flügelläufern gehören mittlerweile zum Schalker Repertoire.
Der große Vorteil: Schalke tat sich in der Vergangenheit oft schwer damit, das Spiel gegen zwei anlaufende gegnerische Stürmer aufzubauen. Johannes Geis ließ sich daher oftmals von der Sechs zwischen die beiden Innenverteidiger fallen, um in der ersten Linie eine 3-gegen-2-Überzahl herzustellen. Das Problem dabei: Der Rest der Mannschaft schob viel zu weit nach vorne, so dass Geis' Partner auf der Doppelsechs (in der Regel Goretzka) oft alleine im Mittelfeld stand. Die Passwege wurden länger und damit vorhersehbarer, zudem gab es keine ordentliche Tiefenstaffelung bei dem Kampf um den zweiten Ball.

Schlüsselspieler Bentaleb

Baut Schalke nun mit drei Innenverteidigern auf, haben sie weiterhin die gewünschte Überzahl gegen die anlaufenden Stürmer, muss dafür aber keinen zentralen Mittelfeldspieler opfern. Hier kommt Neuzugang Nabil Bentaleb ins Spiel, der sich immer mehr als Schlüsselspieler entpuppt. Der Algerier kann mit seiner Dynamik und Ballsicherheit als Verbindungsspieler agieren und immer wieder selbst mit in die Spitze stoßen - seine Torgefahr hat er in dieser Saison schon mehrfach unter Beweis gestellt.
Auch gegen den Ball nimmt Bentaleb eine wichtige Rolle ein, da er das Prinzip des Gegenpressings wie kein anderer Schalker Spieler verinnerlicht hat. Er antizipiert gut und geht nach Ballverlusten der Kollegen schnell und aggressiv auf die direkte Rückeroberung. Abgesichert durch drei statt zuvor zwei Innenverteidiger können die zentralen Mittelfeldspieler nun ohnehin mit mehr Risiko auf Balljagd gehen.

Eurosport-Check

Schalke hat mit diesem Kader klar das Potenzial, zum Spitzenteam zu werden. Die Probleme, die sich über Jahre verfestigt haben, werden aktuell dennoch immer wieder deutlich - so auch im Pokal nach der eigentlich komfortablen 3:0-Führung in Nürnberg. Die Fortschritte in Ballbesitz sowie im Pressing und Gegenpressing sind jedoch klar zu erkennen.
Gegen den BVB wird sich zeigen, ob die neue, aktivere Spielphilosophie auch gegen einen sehr starken Gegner funktionieren kann. Ähnlich wie zu Saisonbeginn in München wird Schalke auch in Dortmund tiefer stehen, dabei aber nicht passiv sein. Können sie ihre Ballgewinne im Umschaltspiel veredeln und im Ballbesitzspiel durch die verbesserte Raumaufteilung für Entlastung sorgen, ist ein Überraschungssieg beim großen Rivalen durchaus drin.
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